Rundfunk contra Internet: Der Streit um wdr.org
 
 

 

 

Per "e.V." durchgesetzt:
Markenrecht geht vor Namensrecht - aus wdr.org wurde dl2mcd.de

Die schwarze Glotze

"Die schwarze Glotze" ist das Fernsehen, im Gegensatz zum Internet, der "weißen Glotze". Diese Formulierung ist von Claudia Klinger, einer Webdesignerin. Sie schreibt auf ihrer Site:

Die schwarze Glotze, das FERN-SEHEN, bedeutet passives berieselt werden, genießen oder sich ärgern, jedenfalls nichts selbst tun.

Die weiße Glotze, der vernetzte Computer, ist aktives FERN-ARBEITEN und KOMMUNIZIEREN, hier bin ich am Zug.

Ich glaube nicht, daß es gelingt, diese beiden Dinge zu vermischen. Genauso wenig, wie man Nacht & Tag vermischen kann.

Doch genau letzteres tut der westdeutsche Rundfunk nun. Weil man auch in Köln gemerkt hat, daß die Leute inzwischen ihre Freizeit lieber im Internet verbringen als als Couch-Potatoe mit Bier und Chips vor der Glotze rumzuhängen, wurde - wie in dem IBM-Werbespot - nun angeordnet: "Wir müssen auch ins Internet". Und zwar offensiv und mit Gewalt. Auf daß es da bald auch vorbei ist mit der Interaktivität und solche Leute wie unsereins keine Webseiten mehr selbst machen können, sondern wieder brav auf Konsum umsteigen müssen.

Der Amateurfunk ist dem Rundfunk aus demselben Grunde unsymphatisch: zwar sind rundfunkähnliche Darbietungen im Amateurfunk sowieso strengstens verboten (egal, ob Musik oder andere Unterhaltung), aber trotzdem reden da Menschen - direkt miteinander und ohne redaktionelle Bearbeitung. Also nee. Ein Mitarbeiter des westdeutschen Rundfunks schimpfte denn auch prompt auf einer Journalistenveranstaltung eines Wireless-LAN-Anbieters über die bösen, bösen Funkamateure, die stets und immer mit 750 Watt in der Gegend "rumorgeln". Tja, der westdeutsche Rundfunk darf mit 100.000 Watt und mehr pro Sender "orgeln", aber die Funkamateure sind eine echte Gefahr. Dabei müssen diese alle gesetzlichen Bestimmungen einhalten und dürfen selbstverständlich nicht "einfach so" senden. Und benutzen auch nur äußerst selten 750 Watt Sendeleistung, sondern meist nicht mehr als 10 Watt. Schließlich kommt der Strom ja nicht umsonst ins Haus, und hohe Sendeleistungen blockieren nur die Frequenzen - wie man am Rundfunk sieht, der kaum noch einen freien Kanal findet.

Das Internet in Beriesel-Fernsehen zu verwandeln, wollen auch andere große Anbieter wie AOL. Dort erwartet man es aber auch nicht anders, und es findet nur in deren Netzwerk statt. Wenn nun aber massenhaft Audio und Video übers Internet laufen, dann haben wir bald wieder die Verstopfungen von 1995 zurück. Und außerdem wird die GEZ bald wieder in die Firmen gehen und dann nicht nur pro Radio, sondern pro Computer mit Internet-Zugang abkassieren....

Wer es nicht glaubt - hier die Original-Meldung des westdeutschen Rundfunks:

Rundfunkrat für offensives Internet-Engagement des WDR / "Gesellschaftliche Aufgabe"

Köln (ots) - Für ein offensives Internet-Engagement des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hat sich der WDR-Rundfunkrat in seiner jüngsten - öffentlichen - Sitzung in Köln ausgesprochen. Dabei wies das Gremium unter Vorsitz von Reinhard Grätz auf die besonderen Qualitäten eines solchen Angebots hin. Es sei Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, allen Bürgerinnen und Bürger den individuellen, jederzeit möglichen Zugriff zu Informationen zu sichern, Orientierung zu bieten und damit Medienkompetenz zu vermitteln. Auf der Basis seines publizistischen Know Hows und seiner an Grundsätzen journalistischer Ethik orientierten Programmarbeit könne er Seriosität einbringen und wolle die Wahrhaftigkeit seines Informationsangebots auch im Internet garantieren. Angesichts steigender Nutzungszahlen sei es eine gesellschaftliche Aufgabe, die Teilhabe aller an der digitalen Welt zu gewährleisten, so das 42köpfige Gremium. Zugangsbarrieren müssten beseitigt werden, damit der Wandel zur Informations- und Wissensgesellschaft alle gesellschaftlichen Gruppen und Bereiche erfasse. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk habe den Auftrag, die in einer Demokratie unerlässliche Informationsvielfalt und Meinungsfreiheit zu gewährleisten. Dies müsse auch über das Internet zur Geltung gebracht werden.

Einstimmig verständigte sich der Rundfunkrat in einer sog. Positionsbestimmung auf zehn Grundaussagen. Demnach ist ein starkes öffentlich-rechtliches Online-Angebot zur Sicherung des umfassenden Informations- und Bildungsauftrages unerlässlich. Eine neue gesellschaftliche Debatte über die Bedeutung der vom Bundesverfassungsgericht entwickelten Aufgabenbeschreibungen "Grundversorgung" und "klassischer Rundfunkauftrag" im digitalen Zeitalter solle gefördert werden. Gleichzeitig müsse die Medienpolitik den Handlungsspielraum des öffentlich-rechtlichen Rundfunks so gestalten, dass eine chancengleiche Teilhabe an der digitalen Welt und an den Potentialen des Internets möglich und finanzierbar sei. Da Werbung und Sponsoring im öffentlich-rechtlichen Online-Angebot nicht gestattet sind, seien zur Entlastung der Gebührenzahler neue Finanzierungsmodelle zu entwickeln.

Befürwortet wird vom Rundfunkrat die Kooperation mit anderen Anbietern, um die aus nationalen und europäischen Internet-Initiativen resultierenden Chancen zur Verbreitung öffentlich-rechtlicher Inhalte zu nutzen. Qualität, Seriosität und Wahrhaftigkeit, die das Programmprofil in Hörfunk und Fernsehen prägen, müssten als Markenzeichen in die Internetpräsenz der Öffentlich-Rechtlichen übertragen werden. Des weiteren unterstützt der Rundfunkrat Überlegungen des WDR, zur Organisation und Gestaltung des Internetauftritts eigene auf die spezifischen Anforderungen zugeschnittene Strukturen zu schaffen. Eine netzspezifische Begleitung und Vertiefung von erfolgreichen öffentlich-rechtlichen Programm-Marken diene der Profilierung des Landessenders WDR und ermögliche es, noch stärker als bisher die regionale Kompetenz im Interesse der Gebührenzahler in NRW einzusetzen. Der Rundfunkrat sprach sich weiter dafür aus, den Internetauftritt der ARD sinnvoll zu bündeln und weiterzuentwickeln. Dynamik sei ein Wesensmerkmal der digitalen Welt. Deshalb begrüßt das Gremium, dass der WDR Entwicklungsrichtungen der Technik und der Märkte sowie das Medienverhalten der Verbraucher sorgfältig beobachtet. Die Offenheit für sich abzeichnende Optionen in programmlicher wie technischer Hinsicht müsse weiterhin praktiziert werden. Über die Initiative im Internet hinaus forderte der Rundfunkrat die Präsenz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf allen Verbreitungs- und Verteilwegen: "Gebührenfinanzierte Programme müssen auch in Zukunft auf allen Plattformen und Endgeräten frei empfangbar sein."

Hinweis: Die Positionsbestimmung des Rundfunkrats zu "Der WDR in der digitalen Welt" kann in der WDR-Pressestelle, Tel. 0221/220-4603, Fax 0221/220-2376 abgerufen werden.

ots Originaltext: WDR

Im Internet recherchierbar: http://recherche.newsaktuell.de

Von "weltweit" steht darin allerdings nichts. Nordrhein-Westfalen ist aber doch schon fast dasselbe, oder? Und nachdem es noch keine Top-Level-Domain ".nrw" für Nordrhein-Westfalen gibt, nimmt man dann halt eine .org als Ersatz. Und wenn man die hat, kommt als nächstes http://www.wdr.it dran (offline ist dieser italienische Venturekapitalgeber bereits - offensichtlich hatte man nicht genug Wagniskapital für einen Prozeß...) und dann http://www.wdr-studios.com ... und dann http://www.wdr.co.uk ... die US-Firma, die bislang auf Altavista.com unter "wdr" als "real name" eingetragen war, ist nun auch weg und es erscheint der Sender aus Köln ...

Die Zeitungsverleger, die ja von der Ausweitung des westdeutschen Rundfunks auf Internet und Print unmittelbar betroffen sind, haben den angesehenen Professor Christoph Degenhart von der Universität Leipzig übrigens beauftragt, dies alles mal genauer zu untersuchen. Ergebnis: Das ganze Pleitgensche Dorf äh Nordrheinwestfalen-Portal ist nicht nur überflüssig, sondern sogar illegal ! Pleitgen wirft dem Professor prompt vor, die Interessen der Zeitschriftenverleger zu vertreten und in der Minderheit zu sein. Doch dessen Untersuchung (hier als Word-Datei per FTP herunterladbar) hat Hand und Fuß - im Gegensatz zum unsäglichen Rundfunkportal.

Gegenüber der WELT wurde ich vom der Justitiar des westdeutschen Rundfunks auch noch als Trittbrettfahrer bezeichnet. Ja wer fährt denn hier bei wem Trittbrett? Wer will jetzt plötzlich in Konkurrenz zu den Print- und Online-Medien treten, nachdem diese den Markt mühsam aufgebaut haben? Ich jedenfalls nicht. Ich mußte dem großen Konzern weichen.

Das Urteil

... und wer uns unterstützen möchte, kann ab sofort über diesen Link Bücher bei Amazon.de bestellen - es würde zwar wohl verdammt viele Bücher brauchen, um von 5% Provision den Prozeß zu finanzieren, aber Lesen bildet ja bekanntlich - ganz im Gegensatz zum Fernsehen! - und damit ist es im doppelten Sinn für einen guten Zweck, ohne etwas zusätzlich zu kosten - nicht mal Porto...!

1&1 hat uns ebenfalls einen sehr reichhaltigen Shop gebaut. Dort gibt es unter anderem T-DSL, Handys, Internetzugang, ISDN-Anschlüsse, Consors-Online-Broking, Online-Shopsysteme, 0700er-Telefonnummern und natürlich die bekannt preisgünstigen und dennoch zuverlässigen Websites unter eigener Domain.
Um ehrlich zu sein: wegen letzterem haben wir den 1&1-Shop lange nicht beworben, denn wir wollen ja nicht noch mehr Leute ins Unglück stürzen. Auch wollen wir unserem eigenen Provider Speedlink eigentlich nicht das Wasser abgraben. Solange die Website aber wirklich rein privat ist - und schon ein Werbebanner der 1&1-Community macht sie leider bei manchen unserer Rechtsverdreher zu einer kommerziellen Website - besteht allerdings keine Gefahr. Gleiches gilt für eine Vanity-Rufnummer wie 0700-JOHNDOE. Wer bei der 0700-Rufnummer Probleme vermeiden will, kann außerdem auf das Buchstabenäquivalent verzichten und nur eine normale Telefonnummer angeben.

Die gesammelten Erfahrungen aus nun acht Jahren Jura-Terror - und da geht es dann nicht nur um mich - habe ich in dem Buch "Internet, Recht und Abzocke" zusammengefaßt, um anderen so einen Alptraum zu ersparen.

DL2MCD

 

 
 
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