Star-Wars im Wohnzimmer: Home-THX

"Nur in ausgewählten Filmtheatern" gab es das THX-Soundsystem von Gerge Lucas bisher zu bewundern, doch nun kann man auch das Pantoffelkino damit ausrüsten. Was ist das besondere an diesem System - eine neue Technik? Nein, Grundlage ist das Dolby-System, das im Profibereich "Dolby Stereo" und im Heimbereich "Dolby Surround" heißt. "Pro Logic" ist dann die Bezeichnung für aktive Dolby-Decodereinheiten. Nur macht Dolby allein noch keinen Sound - wer ungeeignete Gerätschaften verwendet, hat zwar Stereo mit Background-Geschepper, aber keinen Kinosound. Und auch wer eine gute Anlage hat, die aber anders wiedergibt als die im Abmischstudio, bekommt nicht das zu hören, das der Filmproduzent geplant hatte.

George Lucas ärgerte sich Ende der 70er Jahre über den schlechten Sound in den amerikanischen Kinos, deren Betreiber für das 1976 eingeführte Dolby Stereo zum vorhandenen Uralt-Lautsprecher einfach einen zweiten dazustellten und noch ein paar Surround-Lautsprecher irgendwie an die Wände montierten. Auch waren die Dolby-Anlagen oft falsch bedient, von verpolten oder vertauschten Lautsprecherkabeln bis zu falsch eingeregelten Mitten- oder Surround-Kanälen. Am Ende blieb vom Original-Fimsound oft nicht mehr viel übrig. Daher ließ George Lucas den Toningenieur Tomlinson Holman nach Verbesserungsmöglichkeiten forschen, woraus sich die Abkürzung THX für die daraus gewonnenen Ergebnisse ergab (Tomlinson Holman experiment). Diese reichten von der Einführung einer Absorberwand hinter der Leinwand (dort sind im Kino die Lautsprecher aufgestellt, und Mehrfachreflektionen des Schalles zwischen Mauer und Leinwand waren einer der Gründe schlechter Wiedergabe) bis zur Normierung der Wiedergabelautstärke.

In der THX-Spezifikation wurden alle Eventualitäten festgelegt: Dolby-Decoder, Verstärker, Verbindungskabel und Lautsprecher müssen von THX Lucasfilms zugelassen sein, damit das Kino die begehrte THX-Plakette tragen darf. Gerade im Baßbereich werden mit bis zu 110 dB(a) bei 30 Hz erhebliche Anforderungen gestellt, die nur leistungsfähige Subwoofersysteme erfüllen können. Auch die Abstrahlcharakteristik der Lautsprecher ist wichtig: während die drei Frontlautsprecher klar zu orten sein sollen, ist dies bei den Surround-Lautsprechern nicht erwünscht, damit wirklich Surround-Sound entsteht. Während im Kino deshalb eine ganze Surround-Lautsprechergalerie montiert wird, kann dies für den Heimgebrauch mit zwei gegenphasig in einem Gehäuse betriebenen Lautsprechersystemen erreicht werden, die jeweils links und rechts vom Zuschauer aufgestellt werden: Der Zuschauer sitzt so genau auf der "Nullinie" des Direktschalls und bekommt den Surround-Sound nur indirekt über Wandreflektionen zu hören! Zusätzlich wird elektronische Dekorrelation mit DSPs verwendet, sodaß der Surround-Sound nicht bloß als "Schreck-Effekt" von hinten in Erscheinung tritt, wie bei einfachen Systemen mit einem Einzel-Surround-Lautsprecher.

Ab 15000 Mark kann man sich nun ein THX-spezifiziertes Soundsystem auch in die eigenen vier Wände stellen und so Star Wars oder Indiana Jones genau so hören wie einst George Lucas. Allerdings muß man dann auch damit rechnen, nach dem Genuß von "Erdbeben" absolut naturgetreue Risse in der Decke zu haben, wie schon im Münchner Royal-Palast-Kino am Goetheplatz und im Abhörraum des THX-Kabelherstellers Monster-Cable geschehen. Trockener Kommentar von Anthony Grimani, Direktor der Home-THX-Lizenzabteilung bei Lucasfilms: "Solche Probleme hatten wir in Hollywood nicht - kalifornische Gebäude sind erdbebenfest gebaut!". Und wer sich beim THX-Genuß über hartnäckige Klopfgeräusche aus Richtung Fußboden wundert ("da steht doch gar kein Lautsprecher!"), der sollte die armen Soundeffekt-geschädigten Nachbarn schleunigst in die Vorführung einladen - oder in ein Einfamilienhaus umziehen!

(WDR)