Genau wie eine Atomuhr

Funkuhren sind inzwischen in aller Munde und schon für 20 Mark zu haben. Ebenso gibt es aber auch Modelle für 1200 Mark. Wo liegen die technischen Unterschiede und was haben die heutigen Geräte zu bieten? Die Funkschau warf einen Blick in die Entwicklungslabors der Firmen Braun und Junghans, die sich von der Billig-Fernost-Ware abheben.

Die Entwicklung der Funkuhren hat in den letzten Jahren so große Schritte getan, daß es absehbar ist, daß in naher Zukunft in jedem Haushalt Funkuhren zu finden sein werden. Dies ist nicht zuletzt ein Verdienst der ständig sinkenden Preise, die erst durch immer höhere Integration der Empfänger und zunehmende Leistungen der Microcontroller ermöglicht werden. Die große Marktchance der Funkuhren liegt in ihrer unkomplizierten Benutzung: Nachstellen ist überflüssig und auch die ewige Raterei, ob beim Wechsel von Sommer- auf Winterzeit und zurück nun eine Stunde vor- oder nachgestellt werden muß und an welchem Tag, hat so ein Ende. Die absolute Genauigkeit einer gut abgeglichenen Quarzuhr würde dagegen normalerweise ausreichen - aber die Funkuhr erspart dem Käufer das Einstellen.

Eine typische Funkuhr mit Flüssigkristallanzeige (LCD) besteht heute in der Regel aus nur noch zwei integrierten Bausteinen (ICs) mit wenigen passiven Bauelementen - einem Empfängerbaustein und einem Microcontroller zur Dekodierung der Zeitsignale und Steuerung der Anzeige. Die Leistungsfähigkeit der Funkuhr wird dabei neben der Qualität von Antenne und HF-Frontend von der Software bestimmt. Sie entscheidet über die Batterielebensdauer und den Bedienkomfort und damit über die Akzeptanz beim Kunden und die Sicherheit der angezeigten Uhrzeit. Sie kann bei geschickter Programmierung auch aus gestörten Signalen den vollen Informationsgehalt zurückgewinnen und sicherstellen, daß bei zu schwachem Empfang keine fehlerhafte Dekodierung stattfindet.

Der kritische Käufer sollte sich daher mehrere Uhren im Geschäft vorführen lassen. Die zum Teil gravierenden Unterschiede werden im Vergleich insbesondere in Kaufhäusern (Stahlbetonbau und viele, störende Elektrogeräte wie Fernseher in der Umgebung) schnell deutlich und so manche Billiguhr offenbart hier ihre Schwächen. Manchmal allerdings werden diese auch erst zuhause sichtbar. Teilweise wird so mindere Qualität angeboten, daß diese Uhren für den Alltagsgebrauch nicht geeignet sind. Dies bezieht sich einerseits auf den mechanischen Aufbau, andererseits aber auf die technischen Eigenschaften. Wer eine Funkuhr nur möchte, um von Zeit zu Zeit seine sonstigen Uhren nachzustellen, wird schon mit einem 20-Mark-Modell aus dem Supermarkt zufrieden sein, wenn er diese in passender Position in Fensternähe plaziert. Wer dagegen morgens funkgenau geweckt werden will, muß beispielsweise auf einfache Bedienung, stabile, zuverlässige Kontakte, und vor allem zuverlässige Dekodierung der DCF-77-Signale achten. Anderenfalls kann es ihm passieren, daß der morgendliche Weckruf unterbleibt, weil die Uhr in der Nacht um 3 Uhr irrtümlich 10 Uhr 44 dekodiert hat und nun mit dieser völlig falschen Zeit weiterläuft.

Auch die Mechanik spielt eine Rolle

Die Kontaktsicherheit der Bedienelemente spielt eine ebenfalls oft unterschätzte Rolle, da die Uhr beim Kauf noch einwandfrei funktioniert. Doch nach einem Jahr läßt sich der Funkwecker schließlich nur noch durch einen kräftigen Wurf an die Wand abstellen - und das dann für immer. Der Grund offenbart sich nach der Demontage einiger Funkuhren aus dem Billigsortiment. Dort wird nicht mit vergoldeten Kontakten gearbeitet, sondern es müssen verzinnte Leiterbahnen genügen, deren Kontaktsicherheit schon nach kurzer Zeit zu wünschen übrig läßt. Auch gibt es Uhrenversionen, bei denen die Bedienelemente als Teil des Gehäuses ausgebildet sind. Ein Tastendruck erfordert damit häufig so hohe Kräfte, daß die Leiterplatte im Inneren der Uhr mechanisch stark belastet wird und dadurch das Display nicht mehr korrekt anzeigt oder gar Haarrisse in der Leiterplatte und in der Folge Wackelkontakte und Fehlfunktionen entstehen.

Die preiswertesten Uhren haben außerdem fast ausschließlich nur ein kleines LC-Display, auf dem je nach Wunsch Uhrzeit, Datum oder Weckzeit dargestellt werden. Aus Kostengründen finden sich bei diesen Uhren nur wenig Bedienelemente, wobei die einzelnen Tasten zwangsläufig mit mehreren Funktionen belegt sind. Die Bedienung dieser Uhren gleicht deshalb oft einem Ausprobieren, bis man die gewünschte Funktion einprogrammiert hat. Die Freude an der billigen Funkuhr wird so schon bald getrübt sein.

Die deutschen Zeitsignale kommen aus Mainflingen

Der deutsche Zeitzeichensender DCF77 mit einer abgestrahlten Sendeleistung von 25 KW steht in Mainflingen, 24 Km südöstlich von Frankfurt/Main. Er sendet die gesetzliche Zeit der Bundesrepublik Deutschland, die von einer hochgenauen Atomuhr abgeleitet wird. Deren maximale Zeitabweichung beträgt pro Jahr 1x10-6 Sekunden. Dieses entspricht einer theoretischen Ungenauigkeit von einer Sekunde in einer Million Jahren.

Der Träger mit einer Frequenz von 77,5 KHz ist amplitudenmoduliert mit Sekundenmarken. Durch Pulsdauermodulation der Sekundenmarken werden mit einem BCD-Code Uhrzeit und Datum übertragen. Das komplette Telegramm einschließlich mehrerer Prüfbits hat eine Dauer von einer Minute und enthält bislang unter anderem folgende Informationen:

Minuten

Stunden

Datum (Kalendertag, Wochentag, Monat, Jahr)

Sommer- oder Winterzeit

Ankündigung der bevorstehenden Sommer-/Winterzeit-Umschaltung

Ankündigung der Schaltsekunde

Normal- oder Reserveantenne beim Sender im Einsatz

Einige Bits des Telegramms haben bis jetzt noch keinen Informationsgehalt. Es wird jedoch schon darüber nachgedacht, ob diese für eine zusätzliche Fehlerkorrektur genutzt werden können, indem eine Prüfsumme des Telegramms mitgesendet wird.

Wer oft verreist, benötigt eine Funkuhr, die sich auch auf andere Zeitzonen einstellen läßt und sich außerhalb des DCF-77-Empfangsbereichs (etwa 1500 km rund um den Sender) auch von Hand einstellen läßt. Es gibt jedoch noch weitere Zeitzeichensender, die von manchen Funkuhren ebenfalls dekodiert werden können. Citizien bietet dies sogar als Armbanduhr, allerdings läßt das betreffende Modell es etwas an Eleganz mangeln, da für einige der ausländischen Zeitzeichensender eine aufwendigere Empangsantenne notwendig ist. Bei nur auf den deutschen Sender DCF 77 ausgelegte Uhren ist es dagegen inzwischen möglich, die notwendigen Empfangsantennen selbst in Armbanduhren noch unsichtbar unterzubringen.

Großuhren (Wand- und Tischuhren) sind üblicherweise mit Ferritantennen ausgerüstet. Besonders für den US-Markt werden Weitverkehrsantennen verwendet, die mit Ferritstäben von bis zu 125 mm Länge und 15 mm Durchmesser ausgerüstet sind. Da bei Wanduhren der Ferritstab gerade so ausgerichtet sein könnte, daß bezüglich des Senders Auslöschung auftritt - das ist dann der Fall, wenn der Ferritstab mit seiner Längsachse auf den Sender zeigt - werden diese Uhren auch mit einem Antennensystem ausgerüstet, das eine gute Rundumempfangscharakteristik aufweist. Hier sind inzwischen ausgezeichnete Empfindlichkeiten erreichbar.

Die Antenne - das Schlüsselbauteil bei Armbanduhren

Für Armbanduhren werden bei den besseren Junghans-Modellen flexible Antennen verwendet, die zusammen mit dem Schwingkreiskondensator im Armband untergebracht sind. Man kann damit ähnlich gute Empfangseigenschaften erreichen, wie sie mit Ferritstäben möglich sind. Das Problem dieser Antennenbauformen ist jedoch, daß sie nicht in Matallarmbänder eingebaut werden können, da sie sonst abgeschirmt würden. Junghans bietet deshalb diese Armbandantennen in Lederbändern oder als sogenanntes Mega-Tec-Band an, ein Gliederband aus Kunststoff, das aber solide wie ein Metallarmband wirkt. Die Gehäuse dieser Funkarmbanduhren kann dafür aus hochwertigen Metallen gefertigt werden, wie man es von teureren Armbanduhren gewohnt ist. Ein gewisses Problem bei dieser Technik ist die Lebensdauer der flexiblen Antenne, die bei rauher Behandlung des Armbands brechen kann, und die Tatsache, daß beim Austausch des Armbandes wegen Abnutzung (diese ist gerade bei Lederarmbändern unvermeidlich) auch eine neue Antenne notwendig wird.

Bei der Life-Style-Armbanduhr "Mega Star" hat Junghans daher die Antenne mit ins Gehäuse integriert. Dies wurde durch eine Antenne realisiert, die das Werk und die Elektronik umschließt, so daß nahezu das gesamte Volumen, das in der Uhr zur Verfügung steht, auch zur Sammlung der magnetischen Feldlinien verwendet wird. Ein Vorteil dieser Konstruktion: Die von der Uhr selbst erzeugten Störungen wirken sich nicht auf die Antenne aus. Dafür muß das Gehäuse nun allerdings aus Kunststoff sein, da andernfalls kein Empfang möglich wäre. Deshalb wurden für die "Mega-Star" von Junghans Swatch-ähnliche Designvarianten entwickelt. Als neueste Entwicklung, die sich gerade in Markteinführung befindet, wurde die Mega Star-Serie um eine Armbanduhr erweitert, die auf der gleichen Antennentechnologie aufbaut und mit einem zweistelligen LCD für die Anzeige der Sekunde, des Datums und des Empfangs ausgerüstet ist.

Bei Low-Cost-LCD-Funkarmbanduhren aus Fernost werden zur Zeit auch Miniatur-Ferritstäbe mit nur 25 mm Länge eingesetzt, die ebenfalls im Kunststoffgehäuse integriert sind. Wegen der kleinen Bauform der Antenne müssen hier jedoch Abstriche bei der Grenzempfindlichkeit in Kauf genommen werden und da keine Störungskompensation stattfindet (kein geschlossener Kreis wie bei der Junghans-Uhr) können nur Digitalanzeigen relisiert werden. Auch fehlt diesen Uhren meist die Zeitzoneneinstellung - wer weit verreist, muß sich dann also mit einer "falsch" gehenden Uhr abfinden. Im Vorteil sind diese Uhren allerdings bei rauheren Gebrauch dadurch, daß sie - mangels Bedienelementen - etwas besser spritzwassergeschützt sind.

Der Empfang der Zeitzeichen aus dem Äther

Auf dem Halbleitermarkt existieren im wesentlichen zwei Empfängerkonzepte für den Empfang amplitudenmodulierter Langwellensignale, wie sie bei Zeitzeichensendern zur Übertragung der Information Verwendung finden. Zunächst bietet sich das Konzept des Überlagerungsempfängers an; die meisten Funkuhren sind jedoch mit Geradeausempfängern ausgerüstet, da die Sendefrequenzen relativ niedrig sind. Geradeausempfänger haben hier zwei herausragende Vorteile: Zum einen wird nur eine geringe Peripheriebeschaltung benötigt - typisch 2 bis 4 Kondensatoren und ein Quarz - zum anderen ist der Stromverbrauch von Geradeausempfängern sehr gering, so daß sie besonders für den Einsatz in Armbanduhren geeignet sind. In Zukunft ist zu erwarten, daß der Stromverbrauch der Empfänger weiter vermindert, die untere Betriebspannungsgrenze noch weiter gesenkt und die Weitabselektion, ein Maß für die Empfindlichkeit gegenüber Stören, noch verbessert wird.

Mit verschiedensten Empfängern, die im wesentlichen die gleiche Grundkonzeption aufweisen, können die Uhrenhersteller den deutschen Markt (DCF 77-Sender in Mainflingen bei 77,5 kHz), den japanischen Markt (JG2AS-Sender in der Nähe von Tokio bei 40 kHz) den US-Markt und den englischen Markt (WWVB-Sender in Fort Collins und MSF-Sender in Rugby, beide bei 60 kHz) bedienen.

Die Software - Grundlage für Komfort und Zuverlässigkeit

In fast allen batteriebetrieben Funkuhren wertet ein Microcontroller die gesendete Zeitinformaton aus und bringt diese über Zeiger oder auf einem digitalen Display zur Anzeige. Die Software, in Assembler oder Forth geschrieben, läuft auf Microcontrollern, die im allgemeinen einen Programmspeicher zwischen 2 und 4 KByte besitzen. Der Microcontroller tastet das digitale Signal ab und entschlüsselt die darin enthaltene Zeitinformation. Die Art der Abtastung ist entscheidend für die Störungsunterdrückung durch die Software und ist mitverantwortlich dafür, wie gut oder schlecht eine Funkuhr in gestörter Umgebung empfängt. Auch die Empfangsreichweite wird wesentlich durch die Qualität der Software mitbestimmt.

Die Inbetriebnahme der Uhr beginnt mit dem Einsetzen der Batterie. Der Mikroprozessor, der für das gesamte Management der Uhr verantwortlich ist, wird dadurch gestartet. Eine Besonderheit bei Junghans Funkuhren ist die automatische Zeigerstandserkennung: Der Mikroprozessor fährt zunächst die Zeiger auf eine Ausgangsposition, die durch eine oder mehrere Lichtschranke(n) erkannt wird. Danach wird der Funkempfänger eingeschaltet, um Zeitsignale vom Zeitzeichensender zu empfangen. Damit der Prozessor die Zeiger und eventuell ein zusätzliches LC-Display auf die richtige Zeit stellen kann, benötigt er zwei komplette Datensätze vom Sender. Das dauert etwa 2 Minuten. Er vergleicht dann die beiden Datensätze miteinander, und wenn diese folgerichtig sind, löst er die entsprechenden Zeigerbewegungen aus. Falls die Daten unvollständig sind, weil beispielsweise Signalreflexionen vorkommen, starke Störer den Empfang behindern oder ein Gewitter niedergeht, unterbleibt bei einer Uhr, die neu gestartet wird, die Zeigerstellung so lange, bis korrekte Daten empfangen werden. Bei einer Kontrolle der Zeitanzeige einer laufenden Uhr wird der Empfang hier abgebrochen und später wieder neu begonnen. Wenn die Uhr mit der gesendeten Zeit übereinstimmt, was in den meisten Fällen zutrifft, wird der Empfänger sofort wieder ausgeschaltet. Weicht die gesendete Zeit von der Uhranzeige ab, werden zur Bestätigung dieses Sachverhaltes weitere Datensätze analysiert und der Uhrenstand korrigiert. Dies ist zum Beispiel bei der Sommer- und Winterzeitumstellung der Fall.

Die Datensätze die vom Langwellensender DCF 77 ausgestrahlt werden, enthalten die BCD-codierte Zeitinformation und mehrere Prüfbits. Der Binärcode ist eine Darstellung numerischer Informationen nur unter Verwendung der Ziffern 0 und 1. Ein Datensatz besteht aus 60 Bits. Pro Sekunde wird ein Bit übertragen, so daß der Empfang einer kompletten Zeitinformation (Datensatz) 60 Sekunden dauert. Während die ersten 16 Sekunden einer jeden Minute ohne Belang für die Zeitanzeige sind, enthält die 21. bis 27. Sekunde die Minuteninformation, gefolgt vom ersten Prüfbit. Danach kommt von der 29. bis 34. Sekunde die Stundenangabe, die wiederum von einem Prüfbit abgeschlossen wird. Anschließend folgt das Datum mit Kalendertag, Wochentag, Kalendermonat und das Kalenderjahr. Dieser dritte Block wird wiederum von einem Prüfbit abgeschlossen.

Diese Prüfbits sind dem Mikrokontroller eine Hilfe bei der Analyse der Daten. Mit diesen Bits kann unter anderem festgestellt werden, ob die empfangene Zeitinformation ohne einen Übertragungsfehler empfangen wurde. Während die Uhr im Normalbetrieb läuft, wird die richtige Zeigerstellung jeweils bei "12 Uhr Position" überprüft oder ob beispielsweise durch eine starke Erschütterung ein Schrittverlust aufgetreten ist; gegebenenfalls werden die Zeiger durch einen Schnellgang der Schrittmotoren nachgestellt.

Prinzipiell erzeugen Schrittmotoren, die die Zeiger einer analogen Uhr bewegen, große Störungen. Daher darf ein Schritt nicht während eines Pulses des Zeitzeichentelegramms ausgeführt werden. Funkuhren mit Sekundenzeiger müssen deshalb die Schritte genau mit der empfangenen Bitfolge synchronisieren, um nicht ein Einlesen des Telegramms durch Eigenstörungen zu verhindern. Für die Dauer des Motorschrittes (ca.30-60ms) und eines Zeitraumes von ca. 500ms nach dem Schritt muß die Software alle eingelesenen Störungen unterdrücken können.

Bei Funkuhren mit Zeigern gibt es neben der bereits beschriebenen vollautomatischen auch noch die halbautomatische Einstellung. Denn die Lichtschranke und das spezielle Uhrwerk einer vollautomatischen analogen Funkuhr sind relativ teuer. Die schon ab 30 Mark erhältlichen Analog-Funkuhren müssen die Referenzposition der Zeiger nach dem Batterieeinlegen erst einmal durch den Benutzer "mitgeteilt" bekommen. Zu diesem Zweck wird der Sekundenzeiger in der 12-Uhr-Position durch Tastendruck gestoppt. Anschließend muß der Benutzer den Stunden- und Minutenzeiger auf die letzte volle Stunde stellen (Beispiel: Uhrzeit = 9:45 --> Zeiger auf 9 Uhr stellen). Nach einer kurzen Wartezeit läuft die Uhr selbstätig an und schaltet auf Empfang. Diese Art von Uhren hat prinzipiell das Problem, daß Zeigerstandsabweichungen von der korrekten Uhrzeit, bedingt durch einen falschen Einstellvorgang (Beispiel:Sekundenzeiger wird erst auf 12:05 gestoppt - Folge: Die Uhr geht ständig 5 Sekunden vor) oder extreme mechanische Beanspruchung (Fall), ohne Batteriewechsel nicht korrigiert werden können. Der Benutzer muß also den Einstellvorgang sehr sorgfältig durchführen, damit diese Uhren nicht mit einer (wenn auch funkgenauen) Abweichung von der korrekten Uhrzeit laufen. Für Armbanduhren kommt dieses Verfahren daher nicht in Frage.

Die Bedienung - ein oft vernachlässigter Faktor

In der heutigen Zeit, in der die Geräte immer mehr an Funktionen gewinnen, wird es für den Benutzer immer schwerer, sich alle Einstellvorgänge zu merken. Eine Uhr sollte auch nach längerer Zeit noch ohne Bedienungsanleitung einzustellen sein, und Irrtümer beispielsweise beim Einstellen der Weckfunktion rufen schnell massiven Ärger hervor. Daher ist eine intuitive Benutzerführung sinnvoll, bei der alle Funktionen selbsterklärend sind.

Wer oft zu verschiedenen Zeiten aufstehen muß, wird über den bei Digitaluhren weitverbreiteten Mechanismus zur Zeitverstellung nur fluchen: Eine Taste für die Stunden, eine für die Minuten, und bei Betätigen einer zweiten Taste werden diese im Sekundenrhythmus vorgestellt. Hat man nach längerem verkrampften Knopfdrücken die richtige Zeit erreicht, so versäumt man es garantiert, die Knöpfe rechtzeitig loszulassen - und schon ist eine weitere Runde fällig...

Besser durchdachte Geräte können auch rückwärts gestellt werden, teilweise steigt auch die Stellgeschwindigkeit bei längerer Tastenbetätigung an. Manche Geräte haben auch zwei verschiedene Zeiten zur Auswahl oder schalten am Wochenende automatisch ab. Schließlich gibt es auch Modelle, bei denen die Zeit direkt über eine Zifferntastatur eingetippt werden kann. Was es leider nicht gibt, weil die Fa. Diehl hierauf ein Patent hat, dieses aber nicht mehr verwendet, sind Digitaluhren, die ähnlich wie digitale Weltempfänger einfach über ein Einstellrad justiert werden können - dieses Feature findet sich nur bei Uhren mit Analogwerk. Der Nachteil: Der Wecker kann in den meisten Fällen erst am Abend reaktiviert werden, nicht schon am Morgen nach dem Aufstehen, da das analoge Ziffernblatt nur 12 Stunden abdecken kann.

Als Beispiel für eine Funkuhr mit durchdachtem Bedienkonzept sei hier noch kurz die DAB 80 fsl von Braun beschrieben: Hier wird die Uhrzeit auf einem analogen Ziffernblatt und zusätzlich auf Wunsch auf einem digitalen LC-Display angezeigt. Der Neigungswinkel der Analoganzeige ist verstellbar. Alle Funktionen lassen sich über eine Soft-Tastatur steuern, wobei der Benutzer bei der Eingabe durch die Uhr geführt wird. Eine Besonderheit der Braun-Uhr ist dabei die direkte Eingabemöglichkeit aller Ziffern über eine Zehnertastatur, die ein bequemes und schnelles Eingeben beispielsweise der Weckzeit ermöglicht. Das umständliche und fehlerträchtige Eintippen über zwei Tasten, wobei die Ziffern in mehr oder weniger schneller Form über das Display springen, gehört damit der Vergangenheit an. Es gibt auch keine versteckten Schiebeschalter für die Einstellung von Uhr- oder Weckzeit. Vier Funktionstasten auf der Tastatur erlauben eine schnelle Wahl der gewünschten Programmierung.

Als Beispiel wird im folgenden die Programmierung der Weckzeit beschrieben: Der Benutzer drückt zweimal auf die Funktionstaste "alarm". Es erscheint der Schriftzug "alarm" auf dem Display, der Eingabemodus wird aktiviert und die erste Ziffer auf dem Display beginnt in der Art eines Cursors zu blinken als Hinweis, daß die erste Ziffernstelle eingegeben werden kann. Mit dem Eintippen der Ziffern wandert der Cursor automatisch zur nächsten Ziffer. Es müssen nicht alle Ziffern der Weckzeit eingegeben werden, sondern es genügt, nur die Stundenziffer neu einzugeben, wenn ein Wecktermin zu einer anderen Stunde gewünscht ist. Mit der Taste "c" (clear) können Falscheingaben jederzeit korrigiert werden. Durch Drücken der gelben Taste "start" wird die einprogrammierte Weckzeit bestätigt und gleichzeitig ein Alarmvorgang ermöglicht. Es erscheint das Alarm-Symbol auf dem Display. Unsinnige Zeiten wie 25:10 Uhr werden von der Uhr ignoriert.

Der Weckton ist dreistufig anschwellend und erreicht seine maximale Lautstärke nach 24 Sekunden. Der Weckvorgang kann auf drei Arten unterbrochen werden:

1. Durch Druck auf die Abdeckklappe der Tastatur, wodurch die Snooze-Funktion ausgelöst wird: Der Weckton kommt nach acht Minuten wieder.

2. Durch Druck auf die grüne Taste "24h off". Hierdurch wird erst wieder 24 Stunden später geweckt.

3. Durch Druck auf die Taste "alarm on/off". Der Alarmvorgang wird komplett abgeschaltet.

Die Taste "24h off" funktioniert bei dieser Uhr besonders geschickt, denn sie nimmt ihre Funktion wörtlich: Wacht der Benutzer der Uhr einmal vor seinem eigentlichen Wecktermin auf, kann er durch einen Druck auf diese Taste den Alarmvorgang auf den nächsten Tag verschieben. Das blinkende Alarmsymbol auf dem Display zeigt diesen Vorgang an. Die Funktion ist dann von Vorteil, wenn ein schlafender Partner nicht durch den Weckton zur vorprogrammierten Uhrzeit aufgeweckt werden soll, weil der Benutzer ja bereits aufgestanden ist. Bei herkömmlichen Uhren ist das Verschieben um 24 Stunden erst nach Auslösung des Alarms möglich, im geschilderten Fall müßte der Alarm ganz abgestellt und erst vor dem Zubettgehen wieder eingeschaltet werden. Sollte der Funkempfang einmal so gestört sein, daß die Uhr kein Zeittelegramm einlesen kann, besteht hier die Möglichkeit, über die Zehnertastatur eine Uhrzeit manuell einzugeben. Nach Eintippen der neuen Uhrzeit und dem Drücken auf die Taste "start" fahren die Zeiger automatisch auf die gewählte Zeit.

(WDR)

(Die technischen Informationen zu diesem Beitrag wurden uns von Herrn Wohlrabe, Braun AG und Herrn Dr. Neudecker, Junghans GmbH geliefert