Alles auf einer Leitung

Praxistest Faxumschalter

Sie versprechen Fax- und Modembetrieb ohne zweite Telefonleitung und sind mit dem Einzug der Faxgeräte in Privathaushalte immer häufiger anzutreffen. Wie funktionieren sie, was ist bei ihrer Benutzung zu beachten? Die Funkschau fühlt den kleinen Problemlösern auf den Zahn.

Früher war für einen Faxanschluß eine separate Leitung notwendig, mittlererweile darf man Faxgeräte oder Faxmodems an beliebigen normalen Telefonanschlüssen anschließen, sofern die mit einer TAE-Dose ausgerüstet sind. Für ein Faxgerät braucht man dabei eine "N" Buchse, während Telefone an einen"F"-Anschluß kommen. Somit lassen sich an TAE-Dreifachdosen Fax und Telefon anschließen. Will man beide Geräte an einer Telefonleitung gemeinsam nutzen, so darf man das Faxgerät allerdings nur in der Betriebsart "manueller Empfang" betreiben: In diesem Fall muß man, wenn es nach dem Abheben in der Leitung piept, noch die "Start"-Taste am Fax drücken. (Im Automatik-Betrieb geht das Fax dagegen nach dem ersten Klingelzeichen selbsttätig auf Empfang, was es verhindert, auf der Leitung noch normale Anrufe anzunehmen: Das Faxgerät ist schneller).

Doch so entsteht Hektik: Nimmt man am Zweitapparat ab und hört Faxpiepen, so ist ein Spurt durch die Wohnung angesagt, um das Faxgerät zu starten. Ist man nicht zuhause, so versagt diese Methode endgültig. Faxumschalter automatisieren diesen Vorgang: Wenn es piept, wird aufs Fax geschaltet, sonst aufs Telefon. Damit das Fax reagiert bzw. das Telefon klingelt, muß im Faxumschalter eine eigene Rufwechselspannung erzeugt werden, denn das Rufsignal vom Postnetz endet mit dem Ansprechen des Faxumschalters.

Woran erkennt man einen Faxanruf?

Das anrufende Faxgerät sendet als Kennung (Calling-Tone, kurz CNG-Signal) einen rhythmischen Piepton von 1100 Hz, auf den der Faxumschalter reagiert. Somit kann die Faxerkennung aber erst funktionieren, wenn der Anruf bereits angenommen wurde. Die Faxumschalter heben daher üblicherweise nach ein oder zwei Klingelzeichen ab und horchen für einige Sekunden in die Leitung, ob es piept. Damit ein Anrufer in dieser Zeit nicht irrtiert auflegt, wird eine Ansage ("Warten Sie bitte, Sie werden verbunden") oder ein simuliertes Freizeichen eingespielt. Die Sprachansage verwirrt die Anrufer oft und wird bei häufigem Anruf ausgesprochen lästig. Daher gestattet die Telekom inzwischen auch ein simuliertes Freizeichen, das den Anrufer weniger imitiert. Allerdings zahlt der Anrufer für dieses Freizeichen" bereits Verbindungsgebühren, obwohl er noch auf seinen Gesprächspartner wartet.

Es ist daher sinnvoll, Faxumschalter mit einem Anrufbeantworter zu kombinieren, damit der Anruf in solchen Fällen nicht umsonst ist. Sogenannte FAX-TAMs (FAX-Telephone-Answering-Machine) kombinieren Fax, Telefon, Anrufbeantworter und Faxumschalter in einem Gerät und gehen noch etwas trickreicher vor: Hier horcht der Faxumschalter erst dann in die Leitung, wenn Anrufbeantworter oder Benutzer abheben. Sind dann Faxtöne in der Leitung, so wird der Anrufbeantworter bzw. das Telefon wieder ab- und das Fax zugeschaltet. Der Vorteil: Telefongespräche laufen wie gewohnt, es werden keine zeitraubenden Sprüche oder Töne vorgeschaltet. Der Nachteil allerdings: Nun klingelt entweder das Telefon auch bei Faxanrufen, oder es muß sich immer zuerst der Anrufbeantworter melden, damit das Gerät während der Ansage in die Leitung horchen kann. Damit ist diese Lösung für den Privatbereich mit eher seltenen Faxen optimal. Seit kurzem gibt es auch separate Faxumschalter, die auf diese Art reagieren, sie werden als passive Faxschalter bezeichnet, im Gegensatz zu den aktiven Geräten mit eigener Ansage bzw. Freizeichen. Ein weiterer Vorteil dieser Geräte ist neben dem geringeren Preis auch, daß Gebührenspar-Funktionen des Anrufbeantworters erhalten bleiben.

Ältere Faxgeräte senden keine Kennungstöne. Hier kann dann je nach Modell am Faxumschalter mit einer Taste oder am Telefon durch Wählen einer Ziffer auf Fax umgeschaltet werden, oder der Faxumschalter legt "erfolglose" Telefonate (Kriterium entweder: Leitung bleibt stumm oder: Teilnehmer bzw. Anrufbeantworter legen nach kurzer Zeit wieder auf) "sicherheitshalber" aufs Fax, bevor er die Leitung wieder freigibt. Geht niemand ans Telefon, schalten die meisten Geräte auch ans Fax weiter. Allerdings muß ein Faxgerät nur 45 Sekunden auf eine Antwort warten, mit langen Sprüchen auf dem Anrufbeantworter oder vielen Klingelzeichen am Telefon sind diese Lösungen nicht mehr verwendbar, weshalb einige Geräte als "Nachtschaltung" beim nächsten Anruf schneller auf Fax umschalten, wenn das Telefon nicht abgehoben wurde. Früher postalisch so vorgeschrieben, aber für den Anrufer sehr verwirrend, sind Geräte, die mit Spracherkennung arbeiten. Hier erhält der Anrufer je nach Einstellung die Aufforderung, nach einem Piepton entweder "Telefon" oder "Fax" zu sagen und im jeweils anderen Fall zu schweigen. Tatsächlich reagiert die Elektronik hier nicht auf die Worte "Telefon" bzw. "Fax", sondern nur auf Geräusch bzw. Stille. Die Testgeräte mit dieser Funktion erlaubten das Abschalten der Ansage, dann bleibt die Leitung ein paar Sekunden stumm. Problem

dabei: Ruft Tante Erna irritiert"Hallo" in die Stille oder pfeift, so reagiert die Elektronik auf das Geräusch und schaltet sie aufs Fax. Die Firma Kräcker läßt das so konstruierte Modell FTU 2000 daher auslaufen und empfiehlt nur noch den FTU 1000, der den neueren Bestimmungen entspricht.

Und wie ist es mit Modems?

Dasselbe Problem wie mit Faxanrufen entsteht auch bei der Benutzung von Modems. Bei postzugelassenen Modems bis 2400 Bit/s ist ein Calling-Ton mit 1300 Hz vorgeschrieben (V.25 und V.25bis), womit ein Faxurnschalter ein anrufendes Modem erkennen und an das angeschlossene Modem verbinden kann. Bei High-Speed-Modems (14.400 Bits und mehr) ist die Erkennung komplizierter. Einige zugelassene High-Speed-Modems bieten ebenfalls einen 1300Hz-Calling-Ton. Er ist hier aber nicht verbindlich. Modems ohne Postzulassung senden prinzipiell keinen Calling-Ton, nur das angerufene Modem antwortet mit einem Carrier-Signal und signalisiert dem Anrufer Empfangsbereitschaft. Damit ist eine Erkennung durch einen Automatik-Umschalter unmöglich, es kann nur manuell oder über eine Prioritätsregelung verbunden werden. Bei einigen Modems besteht die Möglichkeit, stattdessen einen Guard-Ton einzuschalten, der von manchen Umschaltern erkannt wird. Da aber auch das empfangende Modem auf diesen Guard-Ton eingestellt werden muß, ist diese Methode nicht empfehlenswert. Ein Umschalter bietet noch die Möglichkeit, die Modems im Reverse-Betrieb zu benutzen: In diesem Fall sendet das anrufende Modem Carrier-Töne, die der Umschalter auswerten kann.

Die letzte Möglichkeit ist schließlich die, sich durch Nachwahl im Tonwahlverfahren an das Modern durchzuverbinden. Der Anrufer muß nach dem Abheben des Umschalters beispielsweise den Code 88 wählen, was sich mit Hayes-AT-Befehlen realisieren läßt:

ATDP (NUMMER),,DT88

ATDP steht hier für Pulswahl und "," für Pause sowie DT88 für Tonwahl 88.

Die notwendige Länge der Pausen hängt allerdings von der Dauer des Verbindungsaufbaus ab, sie kann nur durch Probieren ermittelt werden. Die Nachwahltöne müssen ja genau in dem kurzen Moment eintreffen, wenn der Umschalter das Gespräch bereits angenommen, aber noch nicht ans Telefon weitergeleitet hat.

Während einige Umschalter getrennte Ausgänge für Fax und Modem haben, lassen sich andere auf die Modemtöne umprogrammieren und so für Fax oder Modem verwenden. Etwas knifflig ist die Benutzung von Faxmodems. Sollen sie gleichzeitig als Modem und zum Faxempfang fungieren, so muß der Faxumschalter bei beiden Kenntönen auf den Faxmodemanschluß umschalten und anschließend ein der Modern- bzw. Faxsoftware vorgeschaltetes Programm die Unterschei dung treffen und die passen de Software nachladen. Ein derartiges Programm ist beispielsweise FrontDoor, das Mailboxuser üblicherweise mit "Press ESC twice to use <mailbox>" begrüßt und damit wiederum den Anwählvorgang verkompliziert. Das Senden mit einem Faxmodem ist dagegen kein Problem, da es dann nur die der jeweiligen Betriebsart entsprechenden Kenntöne aussendet. Festzuhalten bleibt: Die Benutzung von Telefon, Fax und Modern auf einer Leitung ist schwierig, eine einfache eindeutige Unterscheidung ist nur möglich, wenn Fax und Modem ihre Kennfrequenzen (Calling-Ton, kurz CNG-Ton)von 1100 Hz beim Fax und 1300 Hz beim Modem) aussenden. Wer eine Mailbox betreiben will, wird ohnehin eine zweite Leitung benötigen, damit nicht ständig die Telefonleitung blockiert ist. Auch ist die Gefahr von "Fehlalarmen" hoch, wenn ein Faxgerät oder Modern ohne Kennungston das Telefon läuten läßt. Dies kann im Büro noch verschmerzt werden. Wird der Remote-Zugriff über Modern nur selten und kurz benötigt, kann ein Faxmanager aber auch für Modembetrieb eine sinnvolle Lösung sein.

(WDR)


Baugleichheiten

Die Umschalter von GIM/Telco gibt es auch als reine Fax- oder Modemvarianten. Sie werden von Lenco (Fax Master TZ 4715), Welco (TFS 3) und Teletronic (Uniphon Acappella Faxmanager) unter eigenem Namen angeboten, in diesem Fall entspricht ihr Design dem GIM-Gerät. Telco hat die Geräte für GIM entwickelt und bietet sie im Ausland und den neuen Bundesländern auch selbst an, hier weicht das Gehäusedesign etwas ab. Der Faxbutler von Albrecht wird von Hama um einige Kontrollanzeigen ergänzt vertrieben. Auf die Aufnahme weiterer Baugleichheiten wurde im Interesse der Übersichtlichkeit verzichtet. Rein äußerlich unterscheiden sich die Faxumschalter in Modelle in Form einer etwas größer geratenen TAE-Dose, die aus deutscher Entwicklung stammen, und im Ausland entwickelte Produkte, bei denen ein kleines Kästchen mit Western-TAE-Adapfern versehen wird. Normalerweise ist dies kein Nachteil, bei den KUKE-Modellen muß man beim Einstecken der Adapter allerdings sehr aufpassen - fehlt einer oder steckt einer falsch, so wird das Telefon blockiert! Für Privathaushalte weniger geeignet ist die "Selbsttestfunktion" der Telco-Geräte: Nach einem Stromausfall werden alle Geräte mit einem Rufsignal beautschlagt, Ergebnis: erst klingelt das Telefon aus heiterem Hirnmel, dann schimpft das Fax und spuckt eine Fehlermeldung aus...


Faxumschalter als Nebenstellenanlage

Viele Faxumschalter werden auch als Nebenstellenanlage mit 2 oder 3 Sprechstellen angepriesen: werden sie am N-Ausgang der Dreifach-TAE-Dose angeschlossen, so ist deren F-Ausgang für ein Telefon ja noch frei, ebenso ist ein solcher am Faxumschalter vorhanden, womit mindestens die sogenannte Awado-Funktion erfüllt ist: Die Telekom erlaubt die direkte Parallel schaltung mehrerer Telefone nicht, sondern nur die abhörgeschützte Entweder-Oder-Schaltung über Automatik-Wechsel-schalter. Die meisten Faxurnschalter ermöglichen außerdem durch Wählen einer Ziffer die Übergabe eines Gesprächs vom einen zum anderen Telefonanschluß. Hat man noch keine Dreifach-TAE-Dose mit N-Ausgängen, sondern nur das ein fache Modell, so wird noch ein Adapter notwendig. Oder man feilt die Kennung am Stecker ab: N-Stecker funktionieren auch in F-Dosen einwandfrei, nur umgekehrt kann es Probleme geben. Die Geräte von Bellinghausen werden bereits ohne Kennung geliefert und passen in F- und N-Dosen. Bei den Geräten mit Nachwahlmöglichkeit kann man sogar einer echten Nebenstellenanlage ähnlich "Durchwahlnummern" vergeben. Diese Geräte sind damit auch gut für von anonymen Anrufern geplagte Telefonteilnehmer geeignet: Wer die bis zu vier Stellen lange Codezahl nicht kennt, landet nur auf dem Anruf beantworter. Auch die sogenannte "Studentenschaltung" ist beliebt: der Faxumschalter wird so umprogrammiert, daß er erst nach dem 8. Klingelsignal aktiv wird und das Telefon läuten läßt, sodaß nur wirklich wichtige Anrufe den Lernenden (oder Schlafenden) stören.


So hat die Funkschau getestet

Es wurden nur Geräte mit BZT-Zulassung in den Test aufgenommen. Die in den jeweiligen Anleitungen beschriebenen Funktionen wurden überprüft, insbesondere die Fax- und Modemerkennung, wobei als Sender ein Dr. Neuhaus Highspeed-Faxmodem Fury 14.4 TI und als Empfänger ein Mitshubishi-Fax FA 10C dienten. Eine Bewertung ist angesichts der vielen verschiedenen Kriterien nicht möglich, hier ist die vorgesehene Anwendung entscheidend. So sind Faxumschalter, die über das Telefon programmiert werden, zwar bequemer zu konfigurieren als jene, bei denen erst das Gehäuse geöffnet und Steckbrücken gesetzt werden müssen. Doch bleiben die Einstellungen letzterer auch bei Stromausfall erhalten, während erstere teilweise wieder auf die Defaultwerte zurückschalten. Auch sehr problematisch und wirklich im Einzelfall auszutesten sind die zueinander passenden Parameter von Faxumschalter, Telefonen und Faxgeräten: Manches Faxgerät mag mit einem bestimmten Faxumschalter einfach nicht arbeiten, weil die vom Faxumschalter erzeugte Rufwechselspannung zu kurz oder zu niedrig ist. So blieb im Test beispielsweise ein schnurloses Panasonic-Telefon am Lenco stumm und der Kräcker FTU 2000 brachte das Fax zwar zum Klingeln, ließ aber nach dessen Abheben die Leitung fallen. Verbindliche Werte gibt es nicht mehr: daß ein Gerät die BZT-Zulassung hat, sagt nur aus, daß es das Telekomnetz nicht stört - funktionieren muß es deswegen noch lange nicht!


Auf die Einspielung der Testergebnisse habe ich verzichtet, da die Geräte inzwischen großenteils nicht mehr am Markt bzw. durch Nachfolgemodelle ersetzt sind. Die Technik und die grundlegenden Fragen bleiben allerdings gleich